„Wie in einer anderen Welt!“ Mosbacher Christen helfen im Ahrtal

Mosbach. Ende Juli fuhren Mitglieder der Evangelischen Stadtmission Mosbach – darunter auch ein Teil der Jugendgruppe – ins Ahrtal. Dort halfen sie bei den Aufräumarbeiten nach der verheerenden Flutkatastrophe und verteilten Hilfsgüter. Anlaufstelle für diesen Hilfseinsatz war die Freie Evangelische Gemeinde in Andernach, die in enger Zusammenarbeit mit den Behörden und Hilfsorganisationen vor Ort die jeweiligen Einsätze koordinierte.

Durch die Evangelische Allianz in Mosbach wurde die Anfrage nach Hilfsgütern weit in den Landkreis gestreut. Und die Hilfe war „unglaublich“, wie Sulamith Anders, eine Mitarbeiterin der Evangelischen Stadtmission, berichtet. Neben vielen Einzelspenden engagierte sich auch der Katholische Kindergarten Obrigheim, kontaktierte alle Eltern und packte innerhalb von wenigen Stunden vorbildlich beschriftete Kartons mit Hilfsgütern. Durch die befreundete Firma Lebsack aus Ingelfingen wurde die Aktion professionell unterstützt. Sie stellten einen Transporter, schweres Gerät und jede Menge neues Arbeitsmaterial zur Verfügung. So konnte das Hilfsteam vor Ort sofort loslegen.

Während Sulamith Anders mit ihrem Team für drei Tage ins Ahrtal fuhr, traf der Jugendkreis der Evangelischen Stadtmission spontan die Entscheidung anstelle eines gemeinsamen Unkrautjätens für einen Tag ebenfalls in Katastrophengebiet zu fahren.

„Wir haben einer Winzerfamilie geholfen, ihre beiden Häuser auszuräumen“, berichtet der 15-jährige Matteo Möhrer. „Im Keller waren die Öltanks ausgelaufen und das Öl hat sich mit dem Schlamm vermischt.

Obwohl es schwere Arbeit war, haben wir den ganzen Keller freigeräumt. Später haben wir die oberen Stockwerke ausgeräumt und alles aus dem Fenster geworfen. Die Häuser waren bis zu den Dachgiebeln überschwemmt.“

Allen Helfern wird dieser Einsatz in bleibender Erinnerung bleiben. Auf Bildern sieht man, wie sie anpacken, Hilfsgüter verpacken oder entladen, im Schlamm und vor Müllbergen stehen und wie sie mit den Menschen vor Ort in Kontakt treten, um schnell individuelle Hilfe zu leisten. Was man allerdings auf den vielen Fotos nicht sehen kann, ist der Lärm von Hubschraubern, Pumpen, Presslufthammer, Müllpressen, Hochdruckreinigern und das Kratzen von Schaufeln über Beton.

Auch die Geschichten der Betroffenen haben die Helfer bewegt. „Die Besitzerin des Hauses, der wir geholfen haben, hat erzählt, dass sie hörte, wie ihre Nachbarn ertrunken sind“, erzählt Matteo Möhrer.

„Wir waren im Haus eines älteren Ehepaares, deren Öltank durch die Wucht der Wassermassen Risse bekam. Überall hatte sich das Heizöl ausgebreitet und Haus und Traumgarten zerstört“, berichtet Sulamith Anders. „Das sehr hochwertig eingerichtete Gebäude muss nun abgerissen werden. Doch das Ehepaar hatte Glück im Unglück, wären sie in der Verwüstungsnacht schlafend in ihren Betten gelegen, wären sie ertrunken. Nun freuen sie sich über eine Ferienwohnung, in der sie vorerst bleiben können.

Die jungen Christen aus Mosbach berichten weiter: „Wir haben zugehört, eine Verletzung versorgt und geholfen, das zerstörte Inventar nach draußen zu schleppen. Von den Einheimischen wurden wir immer wieder gefragt, wieso wir zum Helfen gekommen seien. Den Fragenden haben wir erklärt, dass uns das Anpacken hilft, mit der Situation und der Hilflosigkeit umzugehen.“ Außerdem ließen wir die Flutopfer wissen, dass uns die Liebe Jesu treibt, der uns das ja vorgelebt hat, anderen, Schwächeren zu helfen, erläutern die Mosbacher ihre Motivation.

Für Matteo Möhrer war der Einsatz „eine gute Sache, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass eine Überschwemmung so krass sein kann“. Sein Zuhause in Mosbach bezeichnet er als „eine andere Welt“, für die er sehr dankbar ist.